DJK Donaueschingen – SV Oberachern 0:2 (0:0)
Das Warten hat ein Ende – Der SV Oberachern schlägt Donaueschingen im SBFV-Pokalfinale 2:0
und zieht in den DFB-Pokal ein
Als der Pokalfluch nach quälend langen 26 Jahren endlich vorbei war und die Spieler des SV Oberachern mit ihren lautstarken Fans längst zu einer großen blau-weißen Jubeltraube verschmolzen, da machte sich Fabian Himmel abseits des Tohuwabus langsamen Schrittes auf den Weg. Völlig in sich versunken schien er dabei, den Lärm um sich herum völlig ausblendend. Als der SVO-Coach schließlich auf der Tribüne des Lahrer Stadions ankam, folgte eine innige Umarmung nach der anderen.
Erst war die Mama dran, dann der Herr Papa und schließlich der Rest der Familie. Natürlich kullerte bei dem 29-Jährigen auch die eine oder andere Träne. Kein Wunder, hatte Himmel so eben mit seiner Mannschaft nach dem 2:0-Sieg gegen den Verbandsligisten DJK Donaueschingen den größten Erfolg der Vereinsgeschichte erreicht: den Gewinn des südbadischen Pokals – nach zuvor drei Finalpleiten. „Meine Familie ist das Wichtigste, was ich im Leben habe. Mein Opa ist letztes Jahr gestorben, beim verlorenen Finale vor zwei Jahren war er noch dabei. Für ihn habe ich heute den Sieg geholt“, sagte der sichtlich gerührte Himmel, der eine Liebeserklärung an seine Elf folgen ließ: „Vor der Saison hätte das keiner gedacht, in der Liga hat uns jeder auf dem Abstellgleis gesehen. Ich bin sehr, sehr gerührt und stolz auf meine Mannschaft. Jetzt lassen wir es richtig krachen.“
Das Endspiel vor 2.075 Zuschauern begann – anders als die Siegesfeier – äußerst schleppend. Die DJK zog sich wie erwartet in die eigene Hälfte zurück, überließ dem SVO den Ball. Dieser jedoch wusste wenig damit anzufangen. Ein Kopfball von Luca Fritz, der am DJK-Außennetz landete, war die erste Torannäherung. Der Oberligist tat sich gegen das Donaueschinger Abwehrbollwerk, das die Räume im Mittelfeld geschickt eng hielt, schwer. Entschärft wurden die Oberacherner Offensivbemühungen zudem durch eine schwache Passqualität. So hatte gar der Underdog die erste nennenswerte Chance, als Stephan Ohnmacht einen Schuss aus 16 Metern abfeuerte, der jedoch zu zentral geriet, weshalb SVO-Keeper Mark Redl per Faustabwehr zur Ecke klärte (14.). Nur 60 Sekunden später hatte der Verbandsligist Glück, dass Schiedsrichter Hafes Gerspacher beim Duell Aaron Mößner gegen Cemal Durmus nicht auf Foul entschied, denn der SVO-Stürmer wäre im Strafraum allein auf DJK-Torwart Robin Karcher unterwegs gewesen. Während Durmus zumindest für etwas Gefahr sorgte, war Goalgetter Nico Huber in den ersten 45 Minuten bei den Innenverteidigern Mößner und Jonas Schwer in besten Händen – und folglich abgemeldet.
So mussten andere in die Bresche springen, doch ein Kopfball von Rachid Gueddin war zu unplatziert und leichte Beute für Karcher (18.). Und der DJK-Torhüter sollte in der Folge immer mehr in den Fokus rücken. Nach einem langen Ball auf Fritz, der seinen Gegenspieler austanzte, parierte Karcher den strammen Flachschuss aus acht Metern glänzend per Fußabwehr (20.). Donaueschingen stellte jegliche Offensivbemühungen ein, überzeugte aber weiterhin mit einer beachtlichen Laufleistung und einer bemerkenswerten Organisation gegen den Ball. Auch die zahlreichen SVO-Standards verpufften. Gefährlich wurde es meist nur durch Einzelaktionen, wie in Minute 33, als Durmus mit einer Direktabnahme aus 16 Metern seinen Meister erneut in Karcher fand.
Der zweite Abschnitt begann, wie der erste geendet hatte: mit viel Oberacherner Ballbesitz. Huber scheiterte aber zunächst an DJK-Keeper Karcher (52.), dann landete sein Kopfball knapp neben dem Tor (57.). Besser machte es 60 Sekunden später Gueddin, der im Rückraum gekonnt in Szene gesetzt wurde und aus 15 Metern den Ball in den Torgiebel wuchtete. Es war ein Wirkungstreffer für die müde wirkende DJK. Die Himmel-Elf war nun bestrebt, für klare Verhältnisse zu sorgen – doch erneut stand Karcher im Weg, der einen Durmus-Freistoß aus 30 Metern per Flugeinlage entschärfte (61.).
Der SVO drückte aufs Tempo – für die Vorentscheidung sorgte aber ein Donaueschinger: Durmus narrte im Strafraum gleich zwei Gegenspieler, seine scharfe Hereingabe bugsierte Wild ins eigene Tor (66.). Es sollte der Startschuss für die große blau-weiße Party sein. Die mitgereisten 800 SVO-Fans stimmten Jubelgesänge an, das Himmel-Team spielte nun, von jeglichem Druck befreit, Groß auf und hätte gar noch das eine oder andere Tor draufpacken können: So klatschte eine Durmus-Fackel aus 25 Metern an die Latte (80.). Die SVO-Anhänger waren da längst anderweitig beschäftigt – und zwar mit lauten „Berlin, Berlin wir fahren nach Berlin“-Gesängen.
DJK Donaueschingen: Karcher – Wild (72. Colak), Schwer, Mößner, Ganter – Albicker (82. Max. Richter), Sarr, Künstler (46. Hölzenbein), Schneider – Ohnmacht, Reich (89. Mo. Reich).
SV Oberachern: Redl – Zwick, Leberer, Ludwig – Fritz, Gueddin (90.+2 Lamm), Güzelcoban, Ambri (85. Barnick), Asam – Huber (80. Awell), Durmus (90. Schopf).
Schiedsrichter: Hafes Gerspacher (Freiburg) – Zuschauer: 2.075 – Tore: 0:1 Gueddin (58.), 0:2 Eigentor Wild (67.) – Gelbe Karten: Künstler, Sarr – Beste Spieler: Karcher, Sarr – Gueddin, Durmus.
Stimmen zum Finale
„Wir reißen Oberachern ab“
Vito Voncina (Vorsitzender des Fußbalbezirks Baden-Baden): „Der SV Oberachern hat sich den Sieg verdient, sie waren die bessere Mannschaft. Endlich hat der Bezirk Baden-Baden nach 27 Jahren wieder einen südbadischen Pokalsieger. Jetzt hoffen wir, dass der SVO bei der Auslosung einen attraktiven Bundesligisten bekommt.“
Benjamin Gallmann (Trainer der DJK Donaueschingen): „Bis zum 0:1 war es eine sehr, sehr gute Partie von uns. Sehr gut gegen den Ball gearbeitet und die Räume eng gemacht. Mit zunehmender Spieldauer wurde Oberachern immer zwingender und uns sind die Kräfte ausgegangen. Kompliment an meine Mannschaft. Es war ein tolles Spiel und Oberachern der verdiente Sieger.“
Luca Fritz (seit 2016 Spieler beim SV Oberachern): „Es ist einfach nur Wahnsinn. Ich kann es noch gar nicht richtig realisieren, dass wir im DFB-Pokal dabei sind. Wir sind in der Vergangenheit immer so knapp gescheitert, jetzt waren wir dran. Ich bin so stolz auf die Jungs. Wir sind nie nervös geworden, haben einen kühlen Kopf bewahrt. Die ganze Mannschaft hat das souverän gemacht. Jetzt gehen wir mit allen Fans nach Oberachern und reißen die Hütte ab. Wir feiern bis ins Morgengrauen und dann gleich weiter.“
Mark Lerandy (Sportlicher Leiter SV Oberachern): „Ich fühle gerade eine Leere in mir, ich muss es erstmal sacken lassen. Wenn wir nachher im Bus sitzen und die Jungs sehen, dann kommt die richtige Freude. Es war eine so krasse und schlauchende Saison mit dem Klassenerhalt und dieser Pokalreise. Heute Abend lassen wir jetzt die Sau raus.“
Nico Huber (SVO-Stürmer seit 2015 im Verein): „Es ist einfach nur geil. Es war jetzt mein dritter Anlauf, endlich hat es geklappt. Wir haben gewusst, dass die hintenrein stehen, dass es ein ekliges Spiel wird, wir haben es aber gezogen. Der Pokalsieg bestätigt einfach eine geile Saison. Wir waren der Absteiger Nummer eins für alle, haben aber immer an uns geglaubt. Heute Abend reißen wir Oberachern ab und morgen schauen wir dann, wo wir hingehen.“
(Christian Rapp/Badisches Tagblatt)