Oberliga Baden-Württemberg
SV Oberachern – FV Ravensburg 2:2 (1:2)
Das insgesamt fünfzehnte Oberliga-Duell zwischen dem SV Oberachern und dem FV Ravensburg wird allen Beteiligten wohl noch lange in Erinnerung bleiben. Knapp eine Stunde war vor den 270 Zuschauern im Oberacherner Waldseestadion absolviert, als das Leder nach einem Kopfball von Luca Fritz zum zweiten Mal im Ravensburger Kasten zappelte. Schiedsrichter Reitermayer gab den Treffer aber nicht, weil er eine unfaire Aktion eines SVO-Spielers erkannt haben will. Doch das alles geriet bald zur Nebensache, denn Ravensburgs Schlussmann Kevin Kraus fiel nach seinem Zweikampf in der Luft rückwärts auf den Kopf und blieb regungslos am Boden liegen. Der alarmierte Notarzt forderte den Rettungshubschrauber an, da ihm der Zustand für einen Transport im Krankenwagen zu instabil erschien.
45 Minuten war die Partie zwischenzeitlich unterbrochen, dann landete erstmals in der Geschichte des Waldseestadions ein Helikopter mitten auf dem Spielfeld.
Eigentlich rechneten jetzt viele mit einem Abbruch der Partie. Schiedsrichter Reitermayer stellte dabei beiden Mannschaften die Entscheidung frei. „In unserer Kabine wollte keiner mehr weiterspielen. Vom FV Ravensburg kam aber relativ schnell das Signal, doch weiterspielen zu wollen. Das hat uns überrascht und ich gebe auch ehrlich zu, dass bei einem solchen Vorfall in unserem Team keiner mehr gespielt hätte. So haben wir dem Wunsch unserer Gäste eben entsprochen“, betonte SVO-Coach Fabian Himmel.
Zu diesem Zeitpunkt lag der auswärts erst einmal unterlegene Gast mit 2:1 in Führung. Dabei sah es in der Anfangsphase ausgesprochen gut aus für die Gastgeber, die gegen die defensiv agierenden Gäste eigentlich alles im Griff hatten. Nach gerade mal neun Minuten zog Serach von Nordheim aus gut 20 Metern einfach mal ab und der Ball landete zum 1:0 im langen Eck – unhaltbar für Kevin Kraus. Ravensburg lauerte in der Folgezeit auf Konter und Fehler des SVO im Spielaufbau. Vorne wurde immer wieder Jorge Peláez Sánchez gesucht. Der 26-jährige Neuzugang – letzte Saison noch in der dritten spanischen Liga aktiv – , war es auch, der in Minute 24 plötzlich freie Bahn hatte und SVO-Keeper Mark Redl beim zu diesem Zeitpunkt doch etwas überraschenden 1:1 keine Abwehrmöglichkeit ließ. Auf der anderen Seite hatte Marin Stefotic die erneute SVO-Führung auf dem Fuß, doch nach einem schnell vorgetragenen Angriff verfehlte der SVO-Angreifer sein Ziel um einen Meter. In der Nachspielzeit von Durchgang eins kamen die Oberschwaben zu ihrer ersten Ecke. Völlig freistehend am langen Pfosten köpfte Nils Larisch den Ball an Freund und Feind vorbei zum umjubelten 1:2 ins SVO-Gehäuse. Es war gleichzeitig das erste Oberligator des Ravensburgers.
In Halbzeit zwei war der SVO bis zur Unterbrechung zwar um den Ausgleich bemüht, tat sich aber ausgesprochen schwer gegen tief stehende Gäste.
Dann die verletzungsbedingte insgesamt 71-minütige Unterbrechung und da war allen Beteiligten der Schock deutlich anzumerken. Für den Unglücksraben Kevin Kraus, eigentlich derzeit nur die Nummer zwei hinter dem angeschlagen auf der Bank sitzenden Haris Mesic, musste mit André Port der letztjährige U19-Keeper zwischen die Pfosten.
Dass dem SVO der am Ende verdiente Ausgleich doch noch gelang, war Cemal Durmus zu verdanken. Erst wurde er sieben Minuten vor Abpfiff im Strafraum unsanft von den Beinen geholt, dann verwandelte er den fälligen Strafstoß sicher zum 2:2 Endstand.
„Dass wir in der halben Stunde nach der langen Unterbrechung nur einen Punkt geholt haben, nehme ich auf meine Kappe. Mein Kopf war da ganz woanders und ich habe keine guten und klaren Entscheidungen mehr getroffen. Meine Jungs haben die ganze Situation aber herausragend gemeistert. Darauf bin ich wirklich sehr stolz“, sagte SVO-Coach Fabian Himmel nach einer denkwürdigen Partie mit einem hoffentlichen Happy-End für Ravensburgs Keeper Kevin Kraus.
SV Oberachern: Redl, Fritz, Zwick (90. +65 Knobelspies), Güzelcoban, Durmus, Gueddin, Stefotic (90. +59 Barnick), Huber, Leberer, Asam, von Nordheim
FV Ravensburg: Kraus (90. +41 Port), Hörger, Jeggle, Videc, Larisch, Altmann, Boneberger (90. +67 Geiselhart), Schuler, Fiesel (90. +67), Galinec, Peláez Sanchez (90. +47)
Schiedsrichter: Philipp Reitermayer (Palmbach)
Zuschauer: 270
Tore: 1:0 von Nordheim (9.), 1:1 Peláez Sanchez (24.), 1:2 Larisch (45. +1), 2:2 Durmus (90. +65/FE)
RM